Diesen Jänner wurde in Wien, Linz und Graz wieder die Global Game Jam abgehalten. Die Austria Game Jam in Wien feierte ihr bereits fünfjähriges Bestehen. Linz und Graz waren dieses Jahr erstmals dabei. Der Subotron pro games Event “SUBOTRON/WKW pro games: Austria Game Jams 2014 replay” Mitte April widmete sich dem Thema, die Besucher konnten auch selbst Hand an die entstandenen Projekte legen.

5 Jahre Austria Game Jam

Den Anfang machte Roland Moritz mit einer Retrospektive über fünf Jahre Austria Game Jam. Eine Game Jam ist ein kurzer Event, an dem Computerspiele erstellt werden – von spontan zusammengestellten Teams. Der allererste Jam in der jetzigen Form fand 2002 in Oakland statt. 2009 gab es dann den ersten Global Game Jam. Auch bereits 2009 haben Roland und Jürgen Musil eine Gamedesign Lehrveranstaltung an der TU Wien besucht. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde ein Video zum Global Game Jam präsentiert und die beiden fanden die Idee “ziemlich faszinierend”. Und sie wollten so etwas auch in Österreich machen. Ein paar andere Leute wurden ins Boot geholt und im Jänner 2010 veranstalteten sie den ersten Austria Game Jam, kurz AGJ. Das Thema damals war “Deception”. Das BUPP (Bundesprüfstelle für Positivprädikatisierung) hat am Beginn sehr dabei geholfen, dass das Ganze auf die Beine gestellt werden konnte. Beim ersten AGJ nahmen 13 Personen teil, die drei Games gemacht haben. “Wir mussten da noch sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, um dieses Konzept jemandem näher zu bringen, weil – v.a. wenn es um Sponsoren oder Partner ging – das sehr ungewöhnlich war, in so kurzer Zeit ein Computerspiel zu entwickeln. Wie geht das? Wie funktioniert das? Hat das einen Sinn? Warum macht man sowas überhaupt?”, so Roland. Letztendlich haben sie es dann aber geschafft.

Der zweite AGJ in Wien hat an der TU Wien stattgefunden. Das Thema war “Extinction”. Der Raum war deutlich größer und freundlicher, es gab 17 Teilnehmer, allerdings wurden doppelt so viele Games als im Vorjahr, also sechs, produziert. Sehr viele von den Leuten, die 2011 an der Game Jam teilgenommen haben, waren auch schon bei der ersten dabei. Die Vermutung liegt nahe, dass das Ganze schon ein wenig eingespielter war und die Produktivität etwas gesteigert wurde. Auch global haben sich die Zahlen erhöht. Die AGJ-Veranstalter haben dann versucht, das Ganze etwas auszuweiten, außerhalb der Global Game Jam. 2010 gab es zum Beispiel schon eine kleinere Veranstaltung und 2011 gab es eine Jam am SAE. Hier gab es zum ersten Mal die Situation, dass es einen überproportionalen Anteil an Artists gab – üblicherweise gibt es eher mehr Leute mit technischem Hintergrund (Programmierer). 2010 und 2011 gab es im Rahmen der F.R.O.G. Konferenz ebenfalls Gastauftritte der AGJ Veranstalter. 2010 haben sie selbst auf der Konferenz nebenher ein Spiel entwickelt. 2011 haben sie versucht, das Publikum miteinzubeziehen: Sie hatten gewisse Bausteine für das Spiel vorbereitet und das Publikum wurde alle paar Stunden gefragt, wie sie weiter machen sollen. Das Publikum hat dann über Dinge wie Mechaniken oder bestimmte Gegnertypen abgestimmt.

2012 war das Jahr, in dem der Game Jam zum ersten Mal im Mediaquarter Marx stattgefunden hat. Vorher war die Suche nach einer Location sehr zeitaufwändig und hat viele Ressourcen verschlungen. Das Thema 2012 gab es in einem neuen Format und zwar war es das Bild von der Schlange Oruborus. Teilnehmer gab es in diesem Jahr 19. Die ersten drei Jahre brauchten die Veranstalter, um die “kritische Masse” zu erreichen. 2012 wurden ein paar neue Ideen ausprobiert: So gab es eine Public Hour, wo eben jeder, der sich dafür interessiert, vorbeischauen konnte. Auch gab es Experten und Veteranen aus der Industrie, die für ein paar Stunden vor Ort waren und den Teilnehmern Tipps und Feedback gegeben haben. Auch der Global Game Jam ist 2012 auf 11.200 Teilnehmer gewachsen.

2013 fand der AGJ wieder in Neu Marx statt, das Thema war wieder relativ experimentell: Es handelte sich um ein Audio-Sample eines Herzschlags. Auch dieses Jahr gab es ein paar Neurungen. Zum Beispiel gab es Talks aller Art. 2013 gab es einen merklichen Sprung in Größe und Scope. Es gab 33 Teilnehmer, die Suche nach Sponsoren und Partner war einfacher, Game Jams waren weiter etabliert. 2013 wussten die Veranstalter, dass das Ganze eine gewisse Stabilität erreicht hat. In diesem Jahr gab es zum ersten Mal auch einen Game Jam im Rahmen des Ars Electronica Festivals in Linz – das wird auch heuer definitiv wiederholt werden.

Die Austria Game Jame 2014 war die größte bis jetzt, ein großer Sprung vorwärts. Die ursprüngliche Vision der Veranstalter wurde heuer richtig gut getroffen. Ziel war es zum Bespiel, einen Querschnitt der österreichischen Entwickler-Szene zusammen zu bringen – und zwar nicht wie auf einer Konferenz oder einem Seminar, sondern dass man gemeinsam das tut, worum es eigentlich geht: Computerspiele machen. Es gab ein sehr großes, breit gefächertes Rahmenprogramm, es waren sehr viele Leute mit verschiedenen Backgrounds da. Das Thema “We don’t see things as they are, we see them as we are”. Da konnte man natürlich auch wieder sehr viel hineininterpretieren. Auch Talks gab es wieder, der Pitch-Prozess war dieses Jahr sehr gestreamlined. Es gab 54 Teilnehmer, je ein 2er Team musste in nur einer Minute seine Game-Idee vorstellen. 2014 fand der Jam im Marx Palast statt, wo unter anderem “Willkommen Österreich” aufgezeichnet wird. Das Rahmenprogramm war größer. So gab es beispielsweise Stände vom CG Shop oder von Cyberith mit ihrem Virtualizer, den man auch verwenden konnte, um Spiele dafür zu entwickeln, oder die Retro-Konsolen von Andranik Ghalustians. Nach offiziellem Ende der Jam gab es auch eine After-Jam-Party samt Torte zum Jubiläum. Übrigens wurden 13 Spiele entwickelt, es gab 5 Talks, 2014 wurde auch darauf verzichtet, einen Gewinner zu küren oder Preise zu verleihen, weil die Veranstalter dachten, es ist eigentlich ein kolaboratives und kein kompetitives Event.

Resümee: Size und Scope haben sich deutlich diversifiziert. Grundsätzlich braucht man weniger erklären, was ein Game Jam eigentlich ist. Die Spiele sind zu allen möglichen Themen sehr breit gefächert gemacht worden. Die Prozesse sind mehr gestreamlined. Während es anfangs eine reine Development-Veranstaltung war, wird die Jam mittlerweile von einem großen Rahmenprogramm begleitet.

Die Spiele, Fotos, weitere Infos u.v.m. der Austria Game Jams findet ihr unter austriagamejam.org.

1. Global Game Jam in Graz

Wolfgang Moser berichtete im Anschluss über die Global Game Jam-Teilnahme in Graz. “Wir haben uns viele, viele Jahre darüber geärgert, dass es in Wien so tolle Veranstaltungen gibt und im Süden Österreichs eigentlich nichts. Es ist uns also eigentlich nichts anderes übrig geblieben, als selbst eine Game Jam zu organisieren”, so Wolfgang. 2014 war es dann soweit, allerdings sehr kurzfristig. Von der Zusage für die Räumlichkeiten an der TU Graz bis zum eigentlichen Datum, hatten die Veranstalter nur zehn Tage Zeit. Sie mussten Sponsoren auftreiben, sie mussten ein Poster organisieren, sie mussten Teilnehmer einladen, Catering organisieren und das Ganze promoten. “Es geht in zehn Tagen, aber wenn jemand in die Verlegenheit kommt, eine Game Jam zu organisieren, sollte er sich mehr Zeit nehmen”, so Wolfgang. Trotzdem hat alles gut geklappt. Insgesamt gab es 28 Teilnehmer und vier bzw. fünf Spiele, die fertig gestellt wurden. Zwei der Games wurden mit libgdx entwickelt, eines mit Unity, eines mit der Programmiersprache go und eines mit der murl-Engine.

Für die Keynote-Präsentation hatte man in Graz einen Hörsaal zur Verfügung. Nach Bekanntgabe des Themas wurden die fünf Gruppen mithilfe eines Zufallsgenerators ermittelt. Diese hatten dann etwa eine Stunde Zeit, das Thema brainzustormen. Im Anschluss an diese Session konnte jeder, der wollte, sein Thema in 90 Sekunden pitchen. So hatten die Veranstalter versucht, Gruppen zu bilden, wobei bei ihnen der soziale Aspekt im Vordergrund gestanden ist. Für die eigentlichen Arbeiten standen Seminarräume zur Verfügung, in denen die einzelnen Gruppen an ihren Spielen gearbeitet haben. Dank der Sponsoren konnte auch Catering zur Verfügung gestellt werden. Die Teilnehmer wurden mit Frühstück, Mittag- und Abendessen über alle drei Tage versorgt.

Im Anschluss an die Arbeiten gab es eine Präsentation, zu der jeder seine Freunde oder Interessierte mitbringen konnte – das war sozusagen die Public Hour in Graz. Nach der Präsentation konnten alle Teilnehmer die Spiele der anderen Teams Probe spielen. Danach mussten sich die Teams gegenseitig bewerten. Dadurch wurde ein Gewinner eruiert.

Das Kern-Team der Veranstalter besteht aus zwei Leuten. Kommendes Jahr wird es auf jeden Fall wieder einen Global Game Jam in Graz geben. Die Teilnehmer haben auch alle zugesagt, dass sie wieder dabei sein werden, die Veranstalter wollen aber auch aufstocken und sind noch auf der Suche nach Leuten, die dabei sein oder mitarbeiten wollen.

Zum Nachhören

Im Anschluss an die beiden Vorträge konnten die Games vom Publikum getestet und diskutiert werden. Die beiden Vorträge könnt ihr euch übrigens unter subotron.com/lectures_audio/140417_subotron_austriagamejam14.mp3 noch einmal im Audiomitschnitt anhören.

Roundtable zur GDC 14

In einem Roundtable diskutierten BesucherInnen der diesjährigen Game Developers Conference ihre Eindrücke und Erfahrungen. Mit dabei waren Josef Ortner (All Civilized Planets), Helmut Hutterer (Socialspiel) und Michael Heiml (ovos media GmbH).

Den Roundtable zur diesjährigen GDC gibt es ebenfalls zum Nachhören und zwar hier: subotron.com/lectures_audio/140417_subotron_gdc14-roundtable.mp3.

Bilder-Galerie

Und hier haben wir noch einige Bilder des Abends für euch:

Fotos: Christian Haumer / project:DEV